Biodiversität

Was haben Mücken mit Schokolade zu tun?

Was haben Mücken mit Schokolade zu tun?
Schokolade wird aus Kakaobohnen – also den Samen des Kakaobaums – hergestellt. Kakaobäume stammen ursprünglich aus dem Amazonasgebiet und werden seit ca. 5.000 Jahren in vielen lateinamerikanischen Ländern angebaut. Heute gibt es eine Art Kakaogürtel, der sich einmal um die Welt spannt. In äquatorialen Ländern weltweit bauen Farmer:innen heute Kakao an, alleine fast 70 % nur in der Elfenbeinküste und Ghana. Wer mehr zum Thema Kakaoanbau erfahren will, liest hier weiter.


Masse statt Klasse

Ein Kakaobaum bringt jedes Jahr Tausende von Blüten hervor. Die Blüten sind winzig und wachsen direkt am Stamm. Damit aus der Blüte eines Tages eine pralle Kakaoschote wird, muss sie bestäubt werden. Klingt nach einer Menge Kakaoschoten? Leider nicht, denn die Bestäubung von Kakaoblüten ist eine große Herausforderung. In vielen Regionen werden nur ca. 10-20 % der Blüten eines Kakaobaums tatsächlich bestäubt. Etwa 80-90 % der Blüten erhalten entweder nicht genügend oder gar keine Pollen, um Kakaoschoten zu bilden. Das liegt vor allem daran, dass Kakaobäume sich nicht selbst bestäuben können. Wie aber funktioniert die Bestäubung dann?

mücken-und-schokolade Kakaoblüten können sich nicht selbst bestäuben. Sie sind so winzig, dass nur sehr kleine Insekten wie Mücken ihre Pollen erreichen können.  © Björn S. via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Von Mücken und Blümchen

Gallmücken (aus der Familie der Cecidomyiidae) und auch Stechmücken (aus der Familie der Ceratopogonidae) gehören zu den wichtigsten Bestäubern für Kakaobäume. Ihr größter Vorteil? Sie passen aufgrund ihrer winzigen Größe – zwischen 1 und 3 Millimeter – perfekt durch den kleinen Blütenkopf der Kakaobäume. Sie nehmen die Pollen des männlichen Teils einer Blüte eines Baumes und befördern diese auf die weiblichen Teile einer Blüte eines anderen Baumes. Und als ob das nicht schon schwierig genug wäre, stehen die Mücken auch noch unter Zeitdruck: Die Kakaoblüten sind zumeist nur 1-2 Tage für Pollen empfänglich. Laut Entomologen müssen die Blüten innerhalb von 36 Stunden bestäubt werden, da sie sonst absterben.
Im Gegensatz zum Rest der Welt, wo Mücken mit Fliegenklatschen zu Leibe gerückt wird, werden sie in Kakaoanbaugebieten als wichtige „Mitstreiter:innen“ zur Ertragssteigerung angesehen. Zugleich wurde in einer Studie der American Society for Horticultural Science von 2019 geprüft, ob mit künstlicher oder manueller Bestäubung die Erträge gesteigert werden können. Die Ergebnisse waren erstaunlich: die Erträge könnten mehr als verdoppelt werden. Und hier kommt – wie so oft – die Tatsache ins Spiel, dass gerade wilder Kakaoanbau praktisch unerforscht ist. Denn während Forschende auf Kakaoplantagen vor allem die Bestäubung durch Mücken erforschen, bleibt die Erforschung der Bestäubung von Wildkakao vollkommen außen vor. Eine Studie aus dem Jahr 2016 lässt die Vermutung zu, dass eventuell auch andere Insekten eine wichtige Rolle bei der Kakao-Bestäubung spielen könnten. Solltet Ihr Euch im nächsten Sommer also wieder über Mücken und andere Insekten ärgern, denkt immer daran, dass ihre Verwandten vielleicht gerade an der nächsten Tafel Schokolade arbeiten ;-)
 
wozu sind mücken gut Eine männliche Forcipomyia Mücke © Christophe Quintin via Flickr (CC BY-NC 2.0)

Was wäre also, wenn es keine Mücken mehr geben würde?

Die kurze Antwort: es gäbe weniger Schokolade!
Die längere Antwort: Mücken sind nicht nur für die Herstellung von Schokolade wichtig. Trotz Ihrer nervigen Art, sind sie doch ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems! Und das macht sie – ultimativ – auch für uns Menschen wichtig. Mücken sind ein wichtiger Nahrungsbestandteil für viele Tierarten. Doch nicht nur das: Mückenlarven wachsen in Bächen und Flüssen, was viele tolle Nebeneffekte hat. Sie reinigen das Wasser, setzen durch ihren Stoffwechsel Stickstoff für Pflanzen frei und sind ein nützliches Nahrungsmittel für Fische!

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