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MIA Schokolade aus Afrika - Mehr als Fair

MIA Schokolade aus Afrika - Mehr als Fair
Das Schoko-Unternehmen MIA produziert Schokoladen in Afrika. Dadurch soll ein großer Teil der Wertschöpfung in den afrikanischen Inselstaat verlegt werden. Die Idee dazu hatten MIA-Gründer Sarah Lescrauwaet und Brett Beach. Im Interview spricht Brett über Herausforderungen in der Produktion vor Ort und erklärt, warum es sich lohnt, vier Euro für eine Tafel Schokolade auszugeben.

Theyo: Laut ‘Ethical Consumer’ gehört ihr zu den fairsten Schokoladenherstellern der Welt. Was bedeutet das konkret?


MIA steht für ‘Made in Africa’. Das heißt, dass – anders als bei 99% der übrigen Schokoladenhersteller – unsere Schokolade direkt in Afrika hergestellt wird. Aber nicht nur das. Für unsere MIA-Schokoladen haben wir die komplette Produktion ins Herkunftsland verlagert. Wir machen nicht nur die Schokolade vor Ort, auch die Verpackung und benötigten Materialien werden in Afrika hergestellt und verwendet. Während durch Fairtrade häufig nur ein paar Cent mehr pro Tafel bei den Produzenten ankommt, können wir mit unserer madagassischen Schokolade mindestens 4x mehr Einkommen schaffen als andere Hersteller:innen feiner Schokoladen, die die Kakaobohnen exportieren. In 2021 werden wir es sogar schaffen bis zu 5x mehr Einkommen vor Ort zu generieren. Abgesehen von dem monetären Wert, können dadurch Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden.

Spiegelt sich der faire Ansatz auch in den Preisen Eurer Schokolade wider?


Jain. Einerseits ist unsere Schokolade um ein vielfaches teurer als gewöhnliche Supermarkt-Schokoladen. Andererseits nutzen wir für unsere Schokoladen Edelkakao aus Madagaskar. Insofern würde man hier Äpfel mit Birnen vergleichen. Im Vergleich zu anderen feinen Schokoladen, können wir durchaus mithalten. Hohe Preise entstehen oft eher durch kleinen Volumen oder lange Lieferketten, nicht unbedingt weil die Schokoladen besonders fair oder besonders fein sind. Einen gewissen Preis muss man für Schokolade aber natürlich ausgeben, damit diese überhaupt fair sein kann.
 
Brett Beach MIA schokolade Co-Founder Brett Beach © MIA Chocolate

Warum ist es fairer und gleichzeitig schwieriger Schokolade in Afrika zu produzieren?

Schokoladenhersteller:innen in Nicht-Ursprungsländern haben gleich mehrere Vorteile: die Kakaobohnen sind einfacher zu transportieren und zu lagern als fertige Tafeln, sie können schnell auf die Nachfrage der Kunden reagieren und sogar saisonal ihr Sortiment anpassen. Obendrein können Hersteller:innen in der nördlichen Hemisphäre einfach nicht denselben Wert schaffen, wie ein Produzent vor Ort. So kommt es vor, dass ein Kakaobauer 15 Cent an einer Schokolade verdient, die hinterher im Laden trotzdem 5€ kostet. Und genau deshalb ist "Schokolade aus Afrika" auch so viel fairer.
Die Wertschöpfung, die bei der Weiterverarbeitung entsteht, geschieht bei uns direkt im Ursprungsland. Dadurch verdienen nicht nur die Kakaobauern mehr, sondern die gesamte Wirtschaft vor Ort wird gestärkt und viele qualifizierte Arbeitsplätze werden geschaffen. Auch nutzen wir nur afrikanische Rohstoffe, um Transportwege kurz zu halten und die Wirtschaft vor Ort zu stärken. Dies schränkt uns teilweise ein und zwingt uns flexibel zu sein. Konkret heißt das auch, dass wir auf einige Produkte verzichten. Eigentlich wollten wir gern Milchschokolade herstellen, allerdings ist Milch kein lokaler Rohstoff auf Madagaskar. Deshalb schauen wir derzeit nach lokalen und veganen Alternativen. Auch müssen wir natürlich viel länger im Voraus planen, weil wir die Schokoladentafeln aus den Ursprungsländern verschicken. Die richtige Lagerung und das Mindesthaltbarkeitsdatum sind ebenfalls Herausforderungen, die sich westliche Hersteller:innen nicht wirklich stellen.

Wie seid Ihr auf Madagaskar gekommen?

Ich habe bereits 6 Jahre in Madagaskar gelebt, bevor es mich in den Schokoladenbereich gezogen hat. Dabei habe ich Land und Leute kennengelernt und kann Sprache und lokale Gepflogenheiten verstehen. Danach arbeitete ich eine Weile im Schokoladenbereich in New York, wo ich schließlich auch meine Frau kennenlernte. Gemeinsam wollten wir ein Schokoladenunternehmen gründen und es war uns sofort klar, dass wir vor Ort herstellen wollen. Da war Madagaskar dann natürlich naheliegend und wir suchten uns einen Partner vor Ort. Außerdem lieben wir die Aromen madagassischer Kakaobohnen, da sie sehr fruchtig und gar nicht bitter sind.
 
MIA schokolade aus Afrika MIA-Sortenvielfalt © MIA Chocolate

Wenn Ihr mit einem Partner vor Ort arbeitet, was genau leistet dann MIA?

Zunächst ging es darum eine Marke aufzubauen, mithilfe derer wir den Wert der Produktion und Qualität von ‘Made in Africa’ vermitteln konnte. Dann konzentrierten wir uns auf den Aufbau eines Vertriebskanal direkt aus Madagaskar, die Produkte durch den Zoll in andere Länder zu bringen und vor Ort mit Vertriebspartnern in Kontakt zu sein; alles eine große Herausforderung in einem so überfüllten Markt. Wir selbst sitzen in Brüssel und sind Vollzeit mit diesen Dingen beschäftigt. Ohne Kenntnisse von den jeweiligen Märkten und einem funktionierenden Netzwerk, ist dies sehr schwer. MIA ist also das Bindeglied zwischen Produktion in Madagaskar und westlichen Konsument:innen. Deshalb sagen wir: MIA fühlt sich so gut an, wie es schmeckt.
 
Team MIA Das MIA-Team vor Ort © MIA Chocolate

Die Kakaobohnen für Eure Schokolade stammen aus Madagaskar. Warum sind Kakaobohnen aus Madagaskar oft so viel aromatischer als aus Ländern wie beispielsweise Ghana, wo ein Großteil des weltweiten Kakaos herkommt?

Kakaobohnen aus Madagaskar sind sehr fein und haben einen höheren Säureanteil als viele andere Bohnen. Ein Teil hängt mit der Kakao-Genetik zusammen. Als die Kakaobohnen in Madagaskar eingeführt wurden, pflanzte man dort vor allem die Sorten Trinitario und Criollo an, während in der Elfenbeinküste und in Ghana die allgemein weniger geschmackvollen Forastero-Bohnen in der Elfenbeinküste und Ghana angebaut werden. Durch unsere direkte Zusammenarbeit mit den Kakaobauern vor Ort, können wir außerdem eine hohe Qualität sicherstellen. Schmecken die Bohnen mal anders als erwartet, können wir direkt mit den Bauern zusammen schauen, was beim Nach-Ernteprozess eventuell angepasst werden sollte. Aus anderen Ländern weiß ich, dass dort andere Fermentationsstile angewendet werden. Dadurch, dass wir direkt vor Ort sind, wissen wir genau was mit unseren Kakaobohnen passiert. Das ist ein großer Vorteil, insbesondere was den Geschmack betrifft.
 
Kakaoanbau auf Madagaskar Kakaoanbau auf Madagaskar © MIA Chocolate

Eure Verpackung ziert ein Vogel, der seinen Kopf auf den Rücken dreht, um sein Ei aufzufangen. Wofür steht er?

Der Vogel ist ein Symbol für den Respekt vor der Weisheit, die die Menschen in die Zukunft führen soll. Der Sankofa-Vogel und andere ähnliche Symbole werden von Stammesangehörigen in der Elfenbeinküste und Ghana verwendet, um besondere Anlässe mit unterschiedlichen Botschaften zu markieren: Feier, Glück und Trauer. Das Ei steht für vergangene Weisheit, die helfen kann, die Zukunft besser zu machen. Wir fanden dieses Symbol passend für MIA, weil wir das, was wir in Afrika gelernt haben, anwenden, um eine sinnvolle Verbindung zwischen den Gemeinschaften auf dem Kontinent und den Verbrauchern auf der ganzen Welt zu schaffen.
 
Mia schokolade madagaskar Der Vogel auf den MIA-Verpackungen © MIA Chocolate

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