Meet the Maker

Von Lindt zur veganen Pralinenmanufaktur: Solvejg Klein im Interview

Solvejg Klein von der Pralinenmanufaktur "das Bernsteinzimmer"
Solvejg Klein experimentierte schon als Kind liebend gern mit Zutaten in der Küche. 2015 erfüllte sie sich dann ihren Traum und eröffnete ihre eigene Pralinenmanufaktur: Das Bernsteinzimmer steht für handgemachte, vegane Pralinen aus ausgewählten, fairen und komplett pflanzlichen Zutaten. Wir durften Solvejg in ihrer Manufaktur in Wuppertal besuchen. Wie sie Schokolade zu ihrem Beruf machte, welche Schlüsse sie aus ihrer Zeit bei Lindt zog und warum heute all ihre Pralinen vegan sind, erfahrt ihr jetzt. 
 
Was war dein Lieblingsessen als Kind?
Das hat sich oft geändert. Ich war als Kind recht pingelig, aber Toastbrot mochte ich eigentlich immer.

Wie bist du vom Toastbrot zur Praline gekommen?

Das war kein wirklich direkter Weg. (lacht) Ich habe immer gerne gekocht und gebacken. Meinen ersten Kuchen habe ich mit fünf Jahren gemacht. Ich habe einfach alles in die Schüssel getan, was meiner Meinung nach in einen Kuchen gehörte. Meine Mutter hat ihn dann gerade noch so gerettet. Später, mit 15 oder 16, habe ich den Film „Chocolat“ gesehen und war total fasziniert. Aber nicht von Johnny Depp, sondern von der Schokolade! (lacht) Seitdem habe ich mehr oder weniger erfolgreich mit Pralinenrezepten experimentiert. Damals noch mit ganz normaler Schokolade aus dem Supermarkt.

Wie hast du die Schokolade zu deinem Beruf gemacht?

Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin in Salzburg gemacht. Nebenbei hab ich mich aber immer für Schokolade interessiert und an meinen eigenen Kreationen gefeilt. Durch Zufall habe ich einen Ausbildungsplatz bei Lindt & Sprüngli entdeckt. Ich wurde angenommen und zur „Fachkraft für Süßwarentechnik“ ausgebildet. 

Ich habe in der Ausbildung sehr viel gelernt. Aber ich habe auch gemerkt, dass Schichtdienst und diese riesengroßen lauten Maschinen nichts für mich sind. Meine eigenen Ideen können in so einem industriellen Betrieb einfach nicht umgesetzt werden. Ich habe mich manchmal eher wie das Sandkorn im Getriebe gefühlt. 

Wie bist du von einem Unternehmen wie Lindt zu so hochwertiger Schokolade gekommen?

Ich habe mich total gerne durch verschiedene Chocolaterien probiert und habe dabei zum ersten Mal richtig hochwertige Bean-to-Bar-Schokolade probiert. Das war wie ein Augenöffner! Den Traum vom eigenen Schokocafé oder einer eigenen Schokoladenmanufaktur hatte ich immer im Hinterkopf. Für mich war klar: wenn Schokolade, dann richtig gute, faire und vegane. 

Wieso vegane Pralinen?
Das ist ein Herzensding für mich. In meiner Ausbildung bin ich mit industrieller Massentierhaltung in Berührung gekommen. Seitdem ernähre ich mich konsequent vegan. Ich sage nicht, dass die ganze Welt sich vegan ernähren muss, das ist utopisch. Aber ich finde schon, dass jeder seinen eigenen Konsum hinterfragen muss. 
Vegan zu essen ist überhaupt keine Einschränkung, im Gegenteil: Man entdeckt so viele tolle Aromen. Wir haben viele Kunden, die gar nicht wissen, dass unsere Pralinen vegan sind. Sie sagen einfach „das ist die leckerste Praline, die ich je gegessen habe“. 
Gerade bei Schokolade finde ich es total spannend, sich nach pflanzlichen Alternativen umzuschauen. Welche Pflanze wächst dort, wo unser Kakao wächst? Welches Aroma passt gut zu unserem Kakao? Zutaten wie Cashewmilch passen oft viel viel besser zur Schokolade als irgendein Milchpulver vom anderen Ende der Welt. Lokaler und kreativer denken!
 
Vegane Pralinen von der Wuppertaler Schokoladenmanufaktur 'Das BernsteinzimmerVegane Pralinen von der Wuppertaler Schokoladenmanufaktur 'Das Bernsteinzimmer' ©Das Bernsteinzimmer

Was gehört nicht in gute Schokolade?

Emulgatoren. Wenn mir jemand sagt, dass er Schokolade nicht ohne Emulgatoren herstellen kann, lache ich nur. Klar, Kakao ist ein flexibler Rohstoff. Manche Chargen schmelzen wunderbar flüssig, andere haben weniger Fett und sind geschmolzen eher wie Pudding. Aber solche Schwankungen sind ganz natürlich. Wenn ich Pralinen herstelle, muss ich flexibel auf diese Schwankungen reagieren und bei Bedarf Kakaobutter hinzugeben.

Was meiner Meinung nach auch nicht in Schokolade gehört, sind Milchprodukte. Butterreinfett ist ein sehr günstiges Fett, hat aber in guter Schokolade nichts verloren.
Ich finde es außerdem großartig, wenn Kakao nicht alkalisiert wird. So bleiben noch mehr Aromen erhalten.

Worauf sollten Kunden beim Kauf von Schokolade achten?

Gute Schokolade ist das große Ganze. Einerseits schaue ich mir das Unternehmen und seine gelebten Wert an, auch politische Einstellungen. Greenwashing, wie es zum Beispiel die quadratische Schokolade aus Deutschland gerade betreibt, geht gar nicht!

Und die Schokolade muss mir schmecken. Es ist toll, wenn sie fair, bio, nachhaltig usw. ist, aber die geschmackliche Qualität muss einfach stimmen. 

 
Vegan, fair und natürlich richtig gut muss die Schokolade sein, die Solvejg Klein in ihrer Schokoladenmanufaktur Bernsteinzimmer verarbeitet. Ihre handgemachten, köstlichen Pralinen findet ihr bei 'Das Bernsteinzimmer' im feinen Online-Shop!

Header-Foto von 'Das Bernsteinzimmer'

Weiterlesen

"Gute" Schokolade: Herausforderungen für Schokoladenmanufakturen
Gleichberechtigung Frauen Schokoladen-Branche: Google-Bilder-Suchergebnisse von 'Women in Chocolate'